Vogel des Jahres
Die Turteltaube (Streptopelia turtur) wurde zum Vogel des Jahres 2020 gewählt.
Verbreitung
Die Turteltaube (Streptopelia turtur) ist eine Vogelart aus der Familie der Tauben. Das Verbreitungsgebiet umfasst weite
Teile der westlichen und zentralen Paläarktis und reicht vom nördlichen Afrika, der iberischen Halbinsel und Großbritannien
nach Osten über den Nahen und Mittleren Osten bis Nordwestchina und in die Mongolei. Im Mittelmeerraum ist die Turteltaube
besonders häufig. Nach einer im Jahr 2007 veröffentlichten Studie der EU ist ihr Bestand jedoch in den letzten 25 Jahren um
62 Prozent zurückgegangen. Der Bestandsrückgang wird auf veränderte landwirtschaftliche Anbaumethoden und den Rückgang der
Erdraucharten zurückgeführt, die bei der Ernährung der Turteltauben eine große Rolle spielen. Zu den für den Bestandsrückgang
verantwortlichen Faktoren gehört aber auch der Abschuss der Tauben insbesondere im Mittelmeerraum während der Zugzeiten.
Beschreibung
Die Turteltaube erreicht eine Körperlänge von 27 bis 29 Zentimetern und wiegt durchschnittlich 160 Gramm. Sie ist damit
deutlich kleiner und zierlicher als eine Haustaube. Ein Geschlechtsdimorphismus ist nur geringfügig ausgeprägt. Die Weibchen
sind generell etwas matter gefärbt und etwas kleiner. Im Flug breitet sie ihren im Verhältnis zur Körpergröße langen und
abgerundeten Schwanz häufig fächerförmig auf. Dann sind die weißen Spitzen der Steuerfedern gut erkennbar. Die Oberseite
der Turteltaube ist rostbraun. Die Kehle und die Oberbrust sind weinrötlich. Die Schultern und Teile des Flügels sind
rostbraun und weisen dunkle Flecken auf. Der Rücken ist blaugrau und wird zum Bürzel hin bräunlicher. Die erwachsenen
Vögel weisen an den Halsseiten mehrere schmale, schwarze Querbinden auf weißem Grund auf. Der Schwanz besteht aus zwölf
blauschwarzen Federn, die an den Enden jeweils weiß sind. Die beiden äußeren Schwanzfedern haben außerdem weiße Außenfahnen.
Der Bauch und die Unterschwanzdecken sind hell.
Lebensraum
Turteltauben sind nur in den warmen Tiefebenen verbreitet und sowohl in waldreichen Regionen sowie den Mittel- und
Hochgebirgen selten. Sie besiedeln lichte Laub-, Nadel- und Mischwälder sowie Feldgehölze, Parkanlagen, Ödländer,
Viehweiden, Auwälder, Weidenbrüche und Obstplantagen sowie Weinberge. Turteltauben erschließen sich zunehmend urbane
Lebensräume und können auch in städtischen Grünanlagen siedeln. Turteltauben sind ausgeprägte Langstreckenzieher. In
Mitteleuropa sind sie nur im Zeitraum Mai bis September zu
beobachten. Sie bilden in Mitteleuropa zu Beginn des September zunächst Schwarmgesellschaften und ziehen etwa von Mitte
September bis Oktober in ihre Überwinterungsgebiete. Diese finden sich im Mittelmeerraum und in Afrika südlich der Sahara.
Während der Zugzeit konzentrieren sie sich zu tausenden entlang bestimmter Routen. Einer der wichtigen Stützpunkte im
Mittelmeerraum ist die Insel Malta, wo im Frühjahr bis zu 20.000 ziehende Turteltauben an einem Tag beobachtet werden.
Auf nahezu allen Routen, die die Turteltauben zur Überquerung des Mittelmeers nutzen, werden sie auch intensiv bejagt.
Im Frühjahr kehren sie verhältnismäßig spät wieder nach Mitteleuropa zurück. Die mittlere Rückkehrzeit der Turteltaube
liegt im Zeitraum von Anfang bis Mitte Mai. Der Rückzug kann sich jedoch erheblich verzögern, und ziehende Turteltauben
können am Mittelmeer bis Anfang Juni beobachtet werden.
Ernährung, Fortpflanzung
Die Turteltaube sucht ihre Nahrung nahezu ausnahmslos am Boden. Sie ernährt sich von Samen und Pflanzenteilen. Samen
werden von ihr sowohl im reifen wie im milchigen Zustand gefressen. Einen großen Anteil im Nahrungsspektrum haben
Getreidekörner, Wildgräser, Hirse, die Samen von Nadelhölzern, Birken, Erlen und Robinien sowie die Samen der verschiedenen
Erdraucharten. Sie frisst außerdem Beeren, Pilze, Knospen und krautige Pflanzen wie Klee und Raps. Daneben nimmt sie auch
Insekten und kleine Schnecken auf.
Die Brutzeit erstreckt sich von Mai bis August. Turteltauben ziehen in der Regel nur eine Brut pro Jahr groß. Das Nest
ist verhältnismäßig klein und wird von beiden Elternvögeln aus dünnen Ästen und Zweigen in Büschen und Bäumen errichtet.
Gelegentlich nutzen sie auch die Nester anderer Vogelarten. Das Weibchen legt zwei weiße Eier. Die Brutdauer beträgt 15
Tage. Jungvögel verlassen in einem Lebensalter von etwa 14 Tagen das Nest. Sie sind zu dem Zeitpunkt noch nicht flugfähig
und halten sich in den Ästen in der Nähe des Nestes auf.
Bestand
Eine wesentliche Bestandsdezimierung ist durch die Liebhaber der Vogeljagd in Spanien, Italien und ganz besonders Maltas
seit vielen Jahren bekannt. Allein auf Malta werden mit Genehmigung der EU jedes Jahr im Frühling innerhalb eines Zeitraums
von zwei Wochen 20.000 Turteltauben von den rund 14.000 registrierten Jägern des Landes offiziell in Fangnetzen gefangen.
Das entspricht etwa einem Drittel des gesamten deutschen Brutbestands an Turteltauben. (Malta besteht seit Jahren
erfolgreich auf einer Ausnahmeregelung der EU-Vogelschutzrichtlinie, die eigentlich die Jagd auf Zugvögel im Frühjahr
verbietet.) Nach Schätzungen der Vogelwarte Sempach und der Universität Gießen aus dem Jahre 2016 werden allein im
Mittelmeerraum jährlich 2 bis 3 Millionen Turteltauben geschossen. Neben den offiziellen Fängen oder Abschüssen zum
Zeitvertreib der registrierten Jäger liegt die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher. Allein in Italien müsse jährlich
von 5,6 Millionen gesetzeswidrig getöteten Vögeln verschiedenster Arten ausgegangen werden.
Wenn Sie mehr über die Turteltaube erfahren wollen, empfehlen wir diese Internetseiten -
www.Nabu.de
www.Wikipedia.org