Vogelschau 2019


Vogelschau im Bürgerhaus.

EINHAUSEN. Von Bolivien bis Sibirien wären es nur wenige Flügelschläge, wenn da nicht eine Wand im Weg stünde. Und so bleiben die eigentlich in Südamerika beheimateten Bartzeisige und die aus Asien stammenden Chinagrünlinge unter ihresgleichen - als Nachbam in den natumah gestalteten Volieren. 50 Stück davon hatte der Einhäuser Vogelschutz- und -liebhabervereín für das vergangene Wochenende wieder im Bürgerhaus aufgebaut. 120 ge?ederte Schönheiten fanden dort - möglichst paarweise - eine vorübergehende Heimat. Gut geschützt hinter Glasscheiben ließen sie sich bei der Vogelschau von den Besuchern bestaunen. Auf Hinweisschildem war detailliert nachzulesen, um welche Art es sich handelt, was die Tiere fressen und in welcher Region der Welt sie in freier Natur anzutreffen sind. Doch egal, ob der ursprüngliche Lebensraum aus Nadelgehölzen in Skandinavien, tropischen Regenwäldem in Guayana oder Küsten in Nordafrika besteht: Die im Bürgerhaus zu bestaunenden Exemplare stammen allesamt aus der Region. „Wir haben hier keine Wildfange. Alle Vögel sind gezüchtet und damit ordentlich beringt“, erklärt Vereins-Vorsitzender Hermann Heinbach.

Aus manchen Ländem der Erde - etwa aus Australien - dürfen gar keine Piepmätze mehr importiert werden. Um die Haltung und Vennehrung der ge?ederten Schönheiten kümmern sich 23 Züchter im Verein, die überwiegend aus Einhausen, aber auch aus Bensheim stammen. 18 davon zeigten am Wochenende einige ihrer Prachtexemplare. Ganz bewusst präsentiere man nicht in jedem Iahr alle Arten. „Wir wollen ja auch immer wieder etwas Neues bieten“, sagt Heinbach. Premiere auf der Einhäuser Vogelschau feierte beispielsweise der Flammenkopf-Bartvogel. Mit seinen schwarzen Flügeln mit weißen Tupfen, einem roten Kopf und einem gelb-weißen Bauch ist der eigentlich in Ostafrika beheimatete Buschsavannenbewohner eine imposante Erscheinung. Ebenfalls erstmals auf der Vogelschau zu sehen war die aus Südasien stammende Hirtenmaina. „Die beiden Exemplare sollte keinesfalls ausbüchsen“, sagt Heinbach augenzwinkernd. Die Hirtenmaina gilt als invasive Art und wird vom Bundesamt für Naturschutz als Bedrohung für die angestammten Ökosysteme eingestuft.

Alte Bekannte auf der Vogelschau sind hingegen die Steinkauze. „Das sind unsere Stars. Viele Besucher fragen gleich, wo sie zu ?nden sind.“ Mit ihrem fast schon hypnotisierenden Blick fesseln die beiden kleinen Eulen die Besucher vor der Glasscheibe. Die beiden großen Volieren rechts und links im Eingangsbereich des Bürgerhaussaales getauscht hatten diesmal die Wattvögel (Waffenkiebitz und Säbelschnäbler) mit den bunten Sittich-Schönheiten und Zwergaras. „So kommen sie alle gut zur Geltung“, ist sich Heinbach sicher. Einmal mehr hatten sich die Mitglieder unter der Leitung der Chefdekorateure Heinz Diehl und Ewald Schumacher alle Mühe gegeben, die Volieren möglichst artgerecht und naturnah auszustatten. Kleine Seen, aus mit Lehm überzogenem Styropor geformte Hügel und jede Menge Gras und Äste verwandelten die Behausungen in attraktive Miniaturlandschaften. Über eine Woche lang waren die Vogelfreunde mit dem Aufbau beschäftigt. Um die 20 Helfer hatten an jedemAbend tatkräftig angepackt

150 Stühle und die dazugehörigen Tische wurden ins Obergeschoss gehievt, um dort die Gaststätte „Zum Schluckspecht“ und ein Café aufzubauen. Die Einzelteile der Volieren werden über das Iahr hinweg im Keller des Bürgerhauses gelagert. Zur Vogelschau müssen sie nach oben getragen und dort zusammengebaut werden. „Das funktioniert wie ein Baukasten-Stecksystem“, verrät Hermann Heinbach. Daher kann die Ausstellungs?äche relativ variabel genutzt werden. Frisch aus dem Wald wurden Moos, Gras und Äste geholt. Erst am Freitag war dann Einzugstermin für die ge?ederten Hauptdarsteller der Schau. Maximal zwei Tage sollen die Vögel nämlich in den Präsentationsbehausungen verweilen. Sonst kann bei den Tieren Stress entstehen, was ihnen letztlich nicht gut bekommt.

„Wir haben hier 50 Iahre Erfahrung. Da fällt uns kein Vogel von der Stange“, sagt Heinbach. Experimente, die immer Anfang November terminierte Vogelschau bei günstigen Kalenderbedingungen beispielsweise über Allerheiligen auszuweiten, habe man aus Gründen des Tierschutzes wieder verworfen. Wichtig ist auch das richtige Klima. Trocken und nicht zu warm muss es sein. Deshalb wurde im Bürgerhaussaal schon eine Woche vor Ausstellungsbeginn die Heizung abgedreht. Auch bei den heimischen Züchtern leben die meisten Tiere im Freien oder im kühlen Keller. Beeindruckende Naturaufnahmen zeigten Heinz Diehl bei seinen Bildvorträgen und Bemd Reif, der Stellwände mit Fotogra?en aus der Region Extremadura bestückt hatte.

Bericht von,
Jörg Keller

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