Vogelschau 2017


Lebhaftes Gezwitcher im Bürgerhaus.

EINHAUSEN. Lautes Gezwitscher war am Wochenende im großen Saal des Bürgerhauses zu hören. Auch aus dem Keller zirpte und piepte es aus zahlreichen kleinen Kehlen und am Treppeneingang verbreiteten Moos, Holz und Äste Waldgeruch. Der Vogelschutz- und -liebhaberverein Einhausen (VLE) hatte zu seiner großen Schau eingeladen. Die über 300 Mitglieder mit Hermann Heinbach an der Spitze präsentierten eine eindrucksvolle Ausstellung mit mehr als 150 lebenden Tieren - und sie machten den vielen Besuchern deutlich, wie Wichtig Naturschutzarbeit ist und was jeder Einzelne tun kann. In großen und gut ausgeleuchteten Volieren zeigten die Vereinsmitglieder einige ihrer prächtigsten Tiere.

Zu den größten Vogelarten zählten die Säbelschnäbler. Im Schaukasten mit bodentiefer Verglasung konnten auch kleine Kinder problemlos beobachten, wie die Vögel mit ihren langen Beinen durchs Wasser stolzierten und mit ihren gebogenen Schnäbeln kleine Krebse und Muscheln suchten. Liebevoll, wie Landschaften aus dem Bilderbuch und genau passend zur jeweiligen Vogelart, hatten die Aktiven die Volieren gestaltet. Laubbaum-Umgebung für die Singdrosseln, die sich mit ihrem braunen Federkleid den Farben der herbstlichen Blätter angepasst hatten, Nadelbaum-Spitzen für die Hakengimpel. Die Stieglitze ?atterten aufgeregt herum, auch der Kiefernkreuzschnabel hielt sich dauerhaft hüpfend in Bewegung.

Ganz anders dagegen das Steinkauz-Paar. Fast reglos saßen die beiden Vögel versteckt hinter einem dicken Baumstamm. Ihre Zuschauer behielten sie aber stets aufmerksam im Blick. Ging man von einer Ecke der Voliere zur anderen, dann folgten einem die Augen der Käuzchen ganz genau, ihnen entging nichts. Zu den kleinsten Vogelarten gehörte der Feuerzeisig, zu den buntesten die Veilcheiiloris und die Gebirgs-Allfarbloris aus der Familie der Papageien mit rotem Schnabel und blau-grünem Kopf, die unter anderem in Australien daheim sind. Ob Seidenschwanz, Kiebitz oder Bartmeise -viele Besucher zückten ihre Smartphones, um Bilder von den selten aus solcher Nähe zu erleben den Vögeln mitzunehmen.

Europäische Waldvögel bildeten einen Schwerpunkt. Das Artensterben nimmt allerdings rasant zu, warnen die Einhäuser Vogelschützer. Jede achte Vogelart sei von der Ausrottung bedroht. Die Lebensräume der Vögel sind durch Flächenversiegelungen und zu viele Pestizide in Gefahr. Neben Vogelschutz hat der VLE deshalb längst auch Biotop-Erhaltung zu seinen Zielen erklärt. Auf großen Foto-Wänden konnten sich Besucher zum Beispiel über die Arbeit im Einhäuser Bruch informieren. Das Areal südlich des Radwegs nach Biblis gelegen wird vom VLE betreut. Bernd Reif zeigte Bilder von Knoblauchkröten und Gottesanbeterinnen. Als „Super-Erfolg“ wertete der Vogelschutzbeauftragte der Gemeinde das Kiebitz-Vorkommen.

30 Jungvögel seien in diesem Jahr dort geschlüpft. Andernorts, in Lorsch oder Lampertheim, seien zuletzt überhaupt keine Brutpaare dieser Art mehr gesichtet worden. „Kaum zu glauben, dass aus einem so kleinen Ei ein Lebewesen schlüpft“, staunten Gäste, die Nester von Wiesenpieper und Zeisig bewunderten. Zu sehen waren auch Gelege von Turmfalken. Die Jugendgruppe mit mehr als 40 Mitgliedern unter Leitung von Werner Glanzner und Sebastian Schumacher bot selbst gebastelte Futterhäuschen zum Verkauf an sowie Fettklöße und Insektenhotels. Zum Mitmachen gab es ein Quiz und eine überaus reich bestückte Tombola.

Neben der Vogelbörse, die unter anderem mit Rußbülbüls lockte, gab es Filmvorträge von Heinz Diehl sowie Anleitungen zum Bau von Vogelhäuschen und den Schutz von Fledermäusen. Außerdem wurde für Waldschäden sensibilisiert. Im Tagescafé „Zum Schluckspecht“ konnte man sich mit Kaffee und Kuchen stärken sowie mit einem Imbiss. Die Vogelschau kam so gut an, dass sich der Vereinsvorstand schon am Samstag über die Aufnahme von vier neuen Mitgliedern freuen konnte. „Man merkt, dass das Thema interessiert“, stellte Vorsitzender Heinbach fest. Wer die Vogelschau verpasst hat, erhält 2018 eine neue Chance. Der VLE bereitet - wieder für Anfang November- eine weitere zweitägige Ausstellung vor.

Bericht von,
Nina Schmelzing

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