Veranstaltungen 2022
Die Vogelschau ist erneut abgesagt.
Vogelschutz- und -Iiebhaberverein: Entscheidung aufgrund der unsicheren Corona-Lage im Herbst / Als Ersatz soll es im Frühjahr einen Naturschutztag geben.
Einhausen. Auch in diesem Jahr wird es die bei den Einhäusern beliebte und bei Experten weit über die Region hinaus geschätzte Vogelschau im Bürgerhaus nicht geben. Der Vogelschutz- und -liebhaberverein hat die eigentlich für das Wochenende am 5. und 6. November geplante Veranstaltung jetzt abgesagt. Dazu habe man sich am Montagabend bei der regelmäßig stattfindenden Mitgliederversammlung entschieden, erklärte Vorsitzender Alexander Hedderich gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Begründet wird der Rückzieher mit den Unabwägbarkeiten bei der Entwicklung der Corona-Pandemie im Herbst.
Sollten mit Beginn der kalten Jahreszeit die Infektionszahlen wieder steigen, würde das die Organisatoren nämlich vor gewaltige Schwierigkeiten stellen. Den Gastrobereich im Obergeschoss des Bürgerhauses corona-gerecht zu gestalten, wäre ein großes Problem", sagt Alexander Hedderich. Über 150 Sitzplätze gab es in der Vergangenheit in der für das Vogelschau-Wochenende extra aufgebauten "Gaststätte Zum Schluckspecht" und im Café im Nachbarraum. Die Gäste ließen sich hier im Jahr 2019 beispielsweise Schweinebraten "BurgunderArt", Würste und Gemüse-Maultaschen sowie Torten und Kuchen schmecken. Der Erlös diente unter anderem zur Finanzierung der Naturschutzarbeit des Vereins.
Die rund 50 Volieren-Kästen zur Präsentation von üblicherweise rund 120 Vögeln sind passgenau für den Saal gebaut. Bei einer Verlagerung in andere Räume müsste also improvisiert werden. "Das hätte alles nicht die Qualität, die sich viele unserer Besucher erwarten. So mancher wäre sicherlich enttäuscht worden", sagt der Vorsitzende. Auch über einen Umzug in die Mehrzweckhalle habe man nachgedacht. Doch das wäre "mit einem riesigen logistischen Aufwand verbunden". Zudem müsste die unter anderem für Schulsport genutzte Halle nach dem Wochenende "hygienisch gereinigt" werden.
Angesichts der drohenden Gefahr, dass die Innenraum-Veranstaltung bei stark steigenden Infektionszahlen ohnehin kurzfristig abgesagt werden muss, sei der Aufwand für den Verein einfach zu groß. Rund 20 Mitglieder sind üblicherweise eine Woche lang damit beschäftigt, die Schau aufzubauen, zu betreuen und wieder abzubauen. Im Bereich der Gästebewirtung gebe es zudem einige Schlüsselpositionen, die für den Ablauf unverzichtbar sind, so Hedderich. Sollten diese Helfer wegen Krankheit- etwa durch eine Corona-Infektion - ausfallen, würde die Küche zwangsweise kalt bleiben.
Ein endgültiges Aus für die Einhäuser Vogelschau in bewährter Form bedeute das allerdings nicht, betont Alexander Hedderich auf Nachfrage. Immerhin stieß die Traditionsveranstaltung über 50 Jahre lang auf riesiges Interesse. Beim letzten Termin vor der Pandemie, im November 2019; seien 1100 Besucher in das Bürgerhaus gekommen, um die gefiederten Wald-, Küsten und Wiesenbewohner zur bestaunen. Darunter waren nicht wenige Vogelliebhaber aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch viele Familien, für die neben der Ausstellung immer die große Tombola mit zuletzt 1300 Preisen ein Anziehungspunkt war.
Wie die Zukunft der Vogelschau jedoch konkret aussehen wird, kann Alexander Hedderich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. In diesem Jahr wäre die letzte Chance gewesen, die Veranstaltung in der bekannten Form zu organisieren. In den kommenden Monaten wird das Bürgerhaus bekanntlich abgerissen und im Anschluss durch einen Neubau ersetzt. Über zwei Jahre lang dürfte der Sport- und Kulturtreff dann nicht zur Verfügung stehen. Für eine Schau im neuen vergrößerten Saal müsste der Verein seine maßgeschneiderte Vogelschau-Einrichtung komplett neu fertigen oder zumindest umbauen. Und ob die Volieren künftig wie bislang im Keller des dann neuen Gebäudes eingelagert werden können, sei auch noch nicht abschließend geklärt.
Wahrscheinlich im Dezember müssen wir unsere Materialien aus dem Bürgerhaus ausräumen, nennt Alexander Hedderich den ihm von der Gemeinde mitgeteilten Zeitplan. Übergangsweise habe man einen Lagerplatz bei einem Landwirt gefunden. Eventuell stelle auch die Gemeinde noch Raum zur Verfügung. Mittel- bis langfristig will der Verein jedoch eine Halle oder eine Scheune anmieten, um dort Materialien unterzubringen und eine kleine Werkstatt einzurichten. Das wäre auch für die sehr aktive Vogelschutz-Jugend ein Gewinn, die ohne Bürgerhaus aktuell keine Räumlichkeiten hat, um beispielsweise Nistkästen oder Futterrahmen herzustellen. "Wir sind derzeit auf der Suche nach einem entsprechenden Objekt", sagt der Vorsitzende.
Überhaupt befindet sich der Verein trotz Corona und über drei Jahre ausgefallener Vogelschau auf Wachstumskurs. In den letzten Jahren habe man knapp 15 Neumitglieder gewinnen können, so Hedderich. Die Mitgliederzahl sei mit rund 300 sehr stabil. Allerdings verschiebe sich der Fokus der Vereinsarbeit weiter in Richtung Naturschutz. "Das Thema wird für viele Menschen immer wichtiger", sagt Alexander Hedderich. Und so kommen in der Einhäuser Feldgemarkung regelmäßig Flächen hinzu, die der Verein pflegt, um dort Lebensraum für Vögel und andere Tiere zu schaffen. "Wir werden demnächst einen Traktor erwerben, um die Arbeit bewältigen zu können", sagt Alexander Hedderich.
Für die Sparte Vogelzucht werde die Situation nicht nur bei dem Einhäuser Verein schwieriger. Eine gewisse Überalterung mache sich bei den Aktiven bemerkbar. "Da gibt es nur wenig Nachwuchs", sagt der Vorsitzende. Durch immer strengere Auflagen werde den Züchtern das Ausüben ihres Hobbys erschwert. Deutlich werde die Problematik auch im Umland, wo Vogelparks - beispielsweise in Heppenheim - in den letzten Jahren schließen mussten. "Dennoch wollen wir natürlich auch weiterhin die Züchter in unserem Verein unterstützen und ihnen ermöglichen, ihre Vögel öffentlich zu präsentieren", so Alexander Hedderich.
Bericht:Jörg Keller.
Bilder: Hermann Heinbach. (Alle Bilder von der Vogelschau 2019)
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