Berichte

Jahresberichte - Exkursionen.
Jahresbericht des Ortsbeauftragten für den Vogelschutz für die Gemeinde Einhausen


Berichtsjahr 2007

Sehr geehrte Damen und Herren, das Berichtsjahr 2007 war wieder sehr Ereignisreich. Die vielfältige Arbeit eines Vogelschutzbeauftragten hat sich mittlerweile so entwickelt, dass die Beobachtung von Natur, Landschaft und Lebensräumen leider zurückstehen muss im Verhältnis zu den administrativen Aufgaben.

Sitzfleisch, Diskussionsbereitschaft und Behördengang gehören heute mehr zum Alltag, als das Benutzen eines Fernglases oder der wünschenswerte Naturspaziergang. Dennoch macht die Arbeit Spaß und manchmal wird man ja auch durch das Erreichen eines lange angesteuerten Zieles belohnt. So zum Beispiel, über die mittlerweile durchgehend positive Resonanz auf die im Jahr 2006 innerorts von Einhausen geschaffene Umgestaltung eines Weschintzabschnittes.

Nicht nur, dass eine deutliche optische Aufwertung damit verbunden ist. Besonders erfreut können wir sein über die Artenvielfalt im Gewässer, die sich binnen kürzester Zeit einstellte. In einem kleinen Bildervortrag möchte ich später darauf eingehen. Das Gleiche gilt für die Renaturierungsmaßnahme an der Wattenheimer Brücke auf Lorscher Gemarkung. Diese forderte dieses Jahr sehr umfangreich meinen Einsatz und wird im Frühjahr 2008 erst abgeschlossen sein.



Auch hier zeigten sich bereits erste Erfolge und nach diesem Redebeitrag möchte ich auch dazu einige Bilder zeigen. Zu den positiven Veränderungen können wir auch die im Jahr 2006 neu geschaffene Fläche in der Nordgemarkung von Einhausen zählen. Unter großem Einsatz des Vogelschutzvereins wurde eine sichtbar gut gelungene Maßnahme geschaffen.

Im Frühjahr 2007 zeigte sich, dass wir eine sehr hohe Anwuchsrate haben, so dass sich das Biotop schnell entwickeln wird. Gemeinsam mit der Gemeinde wurde ein Antrag auf Anerkennung der Maßnahme für das ökokonto des Kreises gestellt. Wir können stolz darauf sein, dass damit über 60.000 Wertpunkte anerkannt werden können, was einen geldmäßigen Wert von über 20.000 EUR ausmacht.

Der Aufwand der Gemeinde in Bargeld lag nur unter 5.000 EUR, so dass sich der Einsatz des Vereins gelohnt hat. Die Einbringung eines kleinen Teiches rundete die Sache ab und ich bin sicher, dass diese Biotopvernetzungsmaßnahme nachhaltig ihre Wirkung haben wird. Wünschenswert wäre nun noch der letzte Lückenschluss in Richtung Süden, wofür wir eine Fläche suchen und erwerben müssten. Besonders freue ich mich, dass in Einhausen eine Umweltkommission politisch einstimmig beschlossen ins Leben gerufen wurde.

Diese wird künftig den Naturschutz in vielerlei Belangen unterstützten und sie wird Bindeglied des Naturschutzes darstellen. Die Besetzung der Kommission aus allen Teilen des örtlichen Naturschutzes vermischt mit der örtlichen Politik lässt eine vielfältige Diskussionsgrundlage erahnen. Die verschiedenen Sparten der Naturschutzarbeit, wie Jagd, Vogelschutz, Gewässerschutz, Umweltschutz und Landwirtschaft haben nun eine Plattform, sich auszutauschen und gemeinsam die Ziele zu bestimmen.



Das wird sich beispielsweise auch bei der Ausweisung von Ausgleichsmaßnahmen auswirken. Eine erste solche entstand in Zusammenarbeit mit dem Jagdpächter für Einhausen-Nord am Jägersburger Wald. Diese Maßnahme hat sich hervorragend entwickelt und weicht vollkommen von üblichen Planungen ab, weil sie auf die örtlichkeit und die dort vorkommenden Arten an Tieren und Pflanzen abgestimmt wurde. Ich erinnere, dass die Planerseite lediglich eine Streuobstwiese mit rasterförmig aufgestellten Bäumen vorsah.

Nach dem Zusammensetzen von Jagd und Vogelschutz sind dort Hecken, Sträucher und auch Obstbäume, so angeordnet, dass eine geschützte Fläche vor Wild und Vogelwelt entsteht, die längerfristig so zuwächst, dass sie nicht begangen werden kann und dass sie optisch nicht einsehbar ist. Dennoch steht die Fläche den Jagdpächtern zur Verfügung, so dass gezielt zugefüttert, kontrolliert und letztendlich auch gejagt werden kann. So stelle ich mir die künftige Ausweisung und Gestaltung von Naturschutzflächen vor.

Denn niemand kennt unsere Landschaft besser, als der örtliche Naturschutz. Das nächste anzusteuernde Ziel wird die Ausweisung des Einhäuser Bruchs als Naturschutzgebiet sein. Ich will sagen, die Anerkennung als naturschutzgebietsgleiches Biotop. Leider weist die CDU-geführte Landesregierung seit Jahren keine Naturschutzgebiete mehr aus. Das nimmt den Kommunen aber nicht das Recht, solche zu beantragen. Es gibt bereits einen Beschluss des Gemeindevorstandes, einen solchen Antrag für das Einhäuser Bruch zu stellen. Der Sinn dabei ist der, dass mit der Anerkennung als naturschutzgebietsgleiches Gebiet die Fläche besonderen Schutz Kraft Gesetzes genießt. Beispielsweise wären dann keine Windräder dort möglich.

Oder auch der leidige Sonderlandeplatz in Riedrode wäre zu verhindern gewesen. So müsste ich mich heute nicht darüber ärgern, dass der Sonderlandeplatz genehmigt wurde, wenn auch mit vielen Auflagen, von denen ich annehme, dass sie oft nicht eingehalten werden. Ein ewiger Zwist zwischen Flugplatzbetreiber und Naturschützern wird aufflammen. In diesem Falle bin ich mit den Behörden und den Gerichten nicht zufrieden. Besonders seitens des Regierungspräsidiums wurde sehr einseitig positiv für den Flugplatz argumentiert. Genau, wie man dem so genannten „Roten Baron“ mit seinen waghalsigen Kunstflugmanövern nicht Herr werden will. In beiden Fällen wird es noch weiteren Handlungsbedarf durch uns geben.



Nun ein paar Kurzmeldungen: Willi Eckert ist am 11.03.2007 verstorben. Ich erwähne dies an dieser Stelle deshalb noch einmal, weil er über Jahrzehnte der Vogelschutzbeauftragte des Kreises Bergstraße war. Zudem war er als der Storchenvater bundesweit bekannt. Die Vogelschutzwarte in Frankfurt feierte dieses Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Mit einem umfangreichen Programm unterstrich sie das Jubiläum.

Die Weidetierhaltung, die ich in meiner beruflichen Funktion einführen durfte, weitet sich immer mehr aus. Heppenheim, Bensheim, Lampertheim und Viernheim benutzen mittlerweile Weidetiere bei der Pflege von Flächen. Das Forstamt nutzt ebenfalls die vielfältigen und kostengünstigen Möglichkeiten des Naturschutzes und der Landschaftspflege mittels der Tiere.

Mit der Beauftragung der Pflege durch Tiere durch die amerikanischen Streitkräfte für die Flächen um die Sendemasten und durch den Zweckverband Abfallwirtschaft für die Ausgleichsflächen zur Mülldeponie kann sich nun der Landschaftspflegehof von Simone Häfele finanziell auf eigenen Beinen halten. Wie ich jüngst hörte, gibt es nun auch eine aktive Zusammenarbeit mit den örtlichen Landwirten und Schafhirten, was auf eine weitere gute Entwicklung hoffen lässt. Meinem Ziel, die Weidetierhaltung in der Region einzuführen, sind wir ein großes Stück näher gekommen.

Der Bau der Infiltrationsanlage im Lorscher Wald durch die Einhäuser Feldgemarkung steht unmittelbar bevor und wird sicherlich 2008 begonnen werden. Damit verbunden wird es ein Auslassbauwerk am Farrenwiesengraben geben, mit dem das Einhäuser Bruch bewässert werden könnte. Die Planungen, eine solche Bewässerung vorzunehmen, sind voran zu treiben. Das Grundwasser hat sich gesenkt und die große Panik ist vorübergehend verschwunden.

Dennoch wird das Thema wieder aufkommen wenn nach den Grundwasserganglinien ein Steigen des Grundwassers in ca. 3 bis 4 Jahren ansteht. Die Regelungsmöglichkeit für gleichmäßigere Wasserstände halte ich deshalb grundsätzlich für gut und richtig. Ich würde mir wünschen, dass solche Regelungsmöglichkeiten nicht nur dazu dienen würden, die von Menschen gebauten Häuser zu schützen.

Der Vogel des Jahres 2008 ist der Kuckuck. über den Kuckuck brauche ich sicherlich nicht viel zu sagen. Lest bitte die dazu vielfältig erscheinenden Artikel. In der Natur selbst ist er leicht zu beobachten und wegen seines Rufes unverkennbar. Ich plane zwei geführte Wanderungen im Jahr 2008. Einmal eine solche am 11. Mai 2008, die ins Einhäuser Bruch führen soll und eine zweite am 6. Juli 2008 rund um die Wattenheimer Brücke. Soviel zu den Kurzmeldungen.



Abschließend noch zwei Themen:

Einmal zu der Vogelwelt in den Naturräumen um Einhausen und deren Entwicklung. Festzustellen ist, dass wie beim allgemeinen Trend die Zahl der Vögel deutlich geringer geworden ist. Mit was das genau zusammen hängt, ist noch nicht abschließend erforscht. Sicherlich hängt dies auch mit dem Klimawandel zusammen. Positiv ist anzumerken, dass die Artenvielfalt gestiegen ist. Dieses Jahr hatten wir beispielsweise Meldungen vom Wiedehopf an mehreren Stellen in der Gemarkung und seit geraumer Zeit halten sich zwei Kolkraben im Jägersburger Wald auf. Zu sich verbessernder Artenvielfalt gehören sicherlich auch Meldungen über Wildkatze und Luchs aus dem Odenwald, was hier einmal genannt sein soll.

Auf Einhäuser Gemarkung bezogen gibt es keine wesentlichen Veränderungen in den Biotopen. Die Schwankungen des Grundwassers sind immer schon bedeutend für die Artenvorkommen gewesen. Die Landwirtschaft hat wesentlichen Einfluss auf das Erscheinungsbild und die Nahrungsflächen der Lebewesen, die stillgelegten Flächen variieren, Folienwirtschaft wird immer dominanter. Der Druck auf die Landschaft durch Radtouristen, illegales Benutzen der Feldwege als Abkürzungen, Jogger und viele andere mehr wird immer größer.

Die Landschaft wird immer wieder als Abfallbehälter betrachtet. Unsinnige Eingriffe in die Naturräume durch unnötiges Fällen von Bäumen oder Beseitigen von Büschen kann nicht verhindert werden. Das Forstamt macht weiterhin was es will. So gehört das Fällen von Höhlenbäumen mittlerweile zum gewohnten Bild. Alte Eichen werden bewusst gehauen, um einen zweifelhaften Profit daraus zu ziehen. Umso mehr ist es wichtig, dass wir alle einen Blick für die Naturräume haben und immer wieder deren Bedeutung in den Vordergrund rücken. Ein letztes Thema wird uns noch sehr viel beschäftigen: Das sind der Bau der ICE-Strecke, der Ausbau der B47 und der Ausbau der A67.

In Einhausen wird es lauter werden, die Landschaft wird verändert werden und die Wohnqualität wird nachlassen. Wir alle können uns dafür einsetzen, dass Mensch vor Verkehr stehen wird. Unterstützen Sie die Arbeit der Kommunen und der Bürgerinitiative. Das können Sie einfach durch Ihre Teilnahme an Veranstaltungen, Sie können es durch eine Mitgliedschaft in der Bürgerinitiative und sie können es, durch aktives Schreiben von Leserbriefen zum Thema. Bislang nehmen die Bürgerinnen und Bürger noch zu wenig Anteil an dem ganzen Geschehen. Das ist ja auch eine Strategie der für den Bau verantwortlichen Stellen.

Möglichst wenig Bürgerbeteiligung um schnell zu einem Abschluss des Verfahrens zu kommen und dann bauen zu können. Glauben Sie mir, man beobachtet die örtlichen Aktivitäten und die Presseberichterstattung dazu sehr. Vorbildlich ist bislang die Arbeit der Gemeinde gewesen, bereits frühzeitig Einfluss auf die Ausgleichsmaßnahmen für den Ausbau der B47 Einfluss zu nehmen.

Vorbildlich ist auch die Zusammenarbeit von Lorsch und Einhausen in Sachen ICE-Trasse. Mit großem Engagement arbeiten hier die Verantwortlichen der Politik und der Verwaltung zusammen. Besonders loben möchte ich auch den Runden Tisch, der von Herrn Landrat Wilkes ins Leben gerufen wurde und der schon manchen strategischen Schachzug zuließ. Bitte unterstützen Sie diese Arbeit und sehen Sie nicht tatenlos zu. Wir handeln hier für uns, für unsere Kinder und für die Naturräume um Einhausen. Werterhalt unseres Eigentums und Werterhalt des Lebensraumes sind sicherlich erstrebenswerte Ziele.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


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