Berichte

Jahresberichte - Exkursionen.
Jahresbericht des Ortsbeauftragten für den Vogelschutz für die Gemeinde Einhausen


Berichtsjahr 2006

Mit einem Paukenschlag begann das Jahr 2007 und endete für mich das Berichtsjahr 2006. Der Sturm Kyrill forderte Todesopfer und sorgte für Milliardenschäden. - So die Berichterstattung in den Medien. Kaum jemand stellte jedoch die Schäden in der Natur dar. Diese sind immens. Und jeder kann sich bei einem einfachen Spaziergang davon überzeugen, welche Kräfte am Werk gewesen sein mussten, wenn mächtige Buchen oder alte Kiefern wie Streichhölzer abgebrochen sind.

Und dabei wohnen wir in einem Landstrich, der wieder einmal relativ verschont worden ist. Dennoch verstanden es die Medien, dies auch in unserer Region ähnlich einer Katastrophe darzustellen. So ist das leider mit der Berichterstattung. Egal ob Rinderwahn, Schweinepest oder Geflügelpest: Solange die Medien nichts Besseres haben, füllt das prima die Schlagzeilen. Sobald aber was Neues kommt, hören wir nichts mehr vom Thema. Oder lesen wir etwa noch was von der Geflügelpest? Übrigens, egal ob Sturm, Unwetter oder Pest, alles schon mal da gewesen.

Nur, oft kümmern wir uns nicht darum oder nehmen das nicht für wichtig. So wird auch der Klimawandel nicht wahr genommen so lange er uns nicht selbst betrifft. Was sind schon ein halbes Grad Temperaturunterschied weltweit? Was kümmert uns die Verkleinerung der Eisflächen an Nord- oder Südpol. Wenn aber der Schnee für das geliebte Skifahren ausbleibt oder wir keinen Winter mehr wie früher haben, dann wird darüber gesprochen. Selbst die Amerikaner, die dieses Thema seit Generationen bewusst verniedlichen, haben sich nun zur Frage bekannt und den Eisbären als Leitart unter Schutz gestellt.

Mit gerade mal 20 % weniger Benzinverbrauch, weniger Heizungsbedarf in den Häusern, weniger Rauchen oder weniger Stromverbrauch könnten wir den Klimawandel stoppen. Wenn jeder eine Solaranlage oder eine Photovoltaikanlage aufs Dach legen und das Haus dämmen würde, würden wir Werte bis über 60 % erreichen. Den Klimawandel zu stoppen, wäre also ein Leichtes. Warum denken wir so wenig daran. Das 3-Liter-Auto wäre schon lange produziert, wenn die Käufer beim Autokauf auch auf dieses technische Detail bestehen würden. Meine Gedanken zum Klimawandel möchte ich nun abrunden mit dem Hinweis, dass jeder die Gelegenheit hat, sich beim Solar- und Energieberatungszentrum in Heppenheim beraten zu lassen. Eine Photovoltaikanlage gibt es bei richtiger Herangehensweise schon zum Nulltarif.



Jetzt weg von der großen Welt in heimische Gefilde. Die Renaturierung eines Streckenabschnittes der Weschnitz ist abgeschlossen. Die Maßnahme muss sich nun in den nächsten Jahren entwickeln. Die Kosten wurden eingehalten. Ausnahmslos alle, auch die früheren Skeptiker, loben den Ausbau, was mich sehr freut. Es wird sogar schon von weiteren Abschnitten gesprochen. Das Baugebiet „Die Wilbers“ bedurfte eines naturschutzfachlichen Ausgleichs. Dieser wurde am Jägersburger Wald geschaffen.

Sowohl Naturschutz als auch Jägerschaft waren mit der dazu erstellten Planung nicht einverstanden. In Zusammenarbeit des Jagdpächters mit uns wurde eine geänderte Planung erstellt, die die Belange von Vogelschutz und Jagd sehr gut in Einklang bringen konnte. Ich bedanke mich ausdrücklich bei Landrat a. D. Franz Hartnagel und bei Bernhard Hübner, die wir im Dreiergespann diese Planung im Einvernehmen aufstellen konnten. Der Dank gilt aber besonders der Gemeinde. Diese hat die Bedenken akzeptiert und die Umplanung ermöglicht sowie die Maßnahme entsprechend ausgeführt.

Auch hier wird man nun wie an der Weschnitz die Entwicklung abwarten müssen. Die Infiltration von aufbereitetem Rheinwasser ist genehmigt. Das klingt erst mal recht harmlos und man fragt sich, warum ich auf dieses Thema eingehe. Ganz einfach, weil hinter dieser Genehmigung etwas verborgen ist, was Konrad Gärtner im Namen unseres Vereines vor Jahren einmal beantragte: Mit der Infiltration wurde ein Entnahmebauwerk genehmigt, das es ermöglicht, gezielt Wasser im Farrenwiesengraben nach Westen zu leiten, so dass damit Teile des Einhäuser Bruchs vernässt werden können.

Ein großer Schritt in die Richtung, das Bruch weiter zu beleben und dessen Schutzwürdigkeit noch mehr in den Vordergrund zu stellen. Die Linde in der Hauptstraße sollte gefällt werden. Als mich diese Information erreichte, war für mich klar, da musst du was tun. Obwohl alle Beteiligten versicherten, dass das Urteil schon gefällt sei, konnte Gegenteiliges erreicht werden. Da war es insbesondere Christoph Röll zu verdanken, der selbst der ihm beauftragten Maßnahme skeptisch gegenüber stand und zu Zeitaufschub verhalf. Mit dieser Zeit konnte erreicht werden, dass die Gemeinde sich für die Linde verantwortlich erklärte und anstatt einer Fällung nur ein Rückschnitt erfolgte.

Ich möchte behaupten, dass der Baum uns dies dankte und im Jahr 2006 so schön stand, wie schon lange nicht mehr. Er ist auch nicht so alt, wie angenommen, so dass wir davon ausgehen können, dass er noch sehr lange erhalten werden kann. Und da sind wir auch bei der Frage, wie künftig Naturschutz besser angepackt werden kann. Der Gemeindevorstand hat beschlossen, dass eine Umweltkommission eingerichtet werden soll. Das ist ein Meilenstein in der örtlichen Naturschutzarbeit. Der Sport-, Kultur- und Umweltausschuss hat sich dieser Meinung in seiner Sitzung diese Woche angeschlossen und die Besetzung empfohlen.



Eine solche Umweltkommission kann sich politisch unbelastet der Sacharbeit widmen und wichtige Impulse bei der Vorbereitung der Beschlüsse der gemeindlichen Gremien geben. Sie kann aber auch echte Sacharbeit leisten und z. B. schützenswerte Bäume der Gemarkung aufnehmen und den Eigentümern Hinweise auf den Bestandserhalt geben. Ich persönlich bin ein großer Verfechter einer Umweltkommission. Solche Gremien gibt es in vielen Städten und Gemeinden bereits und überall hört man nur Positives. Die Besetzung sieht vor, dass alle örtlichen Bereiche der Natur- und Landschaft beteiligt sind.

Das sind die Landwirte, die Jäger, der Naturschutz, die Angler usw. Ich hoffe, dass die Kommission ihre Arbeit bald aufnehmen kann. Übrigens: Bgm. Bohrer ist der Vorsitzende, ich soll die Stellvertretung inne haben. Von unserem Vereinsvorstand werden Konrad Gärtner als Mitglied und Bernd Reif als dessen Stellvertreter entsandt. Die Gemeinde glänzte übrigens dieses Jahr öfters, was den Naturschutz anbelangt. So hat diese auch einen Geldbetrag von 5.000 EUR frei gegeben, den der Vogelverein für die Biotopvernetzung ausgeben durfte.

Wir wandelten damit eine vorher als Acker genutzte Fläche um in ein Feldgehölz. Die Presse hat darüber ausführlich berichtet. Es folgt noch der Einbau eines Teiches. Mit den Restmitteln werden wir im Frühjahr Möglichkeiten der Biotopvernetzung prüfen und möglichst schaffen. Danke hier an die Gemeinde. Besonderer Dank aber an die Helfer, die, soweit ich das abschätzen kann, gerne geholfen haben. Wir haben damit etwas sehr dauerhaftes geschaffen. Gerade Tierarten, die an Deckung gebunden sind, wird dies weiter helfen. So z. B. den Hasen und Rebhühnern, aber auch den Rehen im Winter und vielleicht siedeln sich Kaninchen an, die in unserer Landschaft auch selten geworden sind. Sie hören immer wieder aus meinen Ausführungen, dass wir nicht nur den Vögeln Vorrang einräumen.

Jeglicher Naturschutz, den wir betreiben, hilft allen Tierarten und gerade die Jägerschaft hat hier Unterstützung. Ich denke, das kommt bei den Jagdpächtern zwischenzeitlich auch an. Ich freue mich zwischenzeitlich über ein gutes Verhältnis. Ein Sonderlandeplatz sollte in Bürstadt genehmigt werden. Was steckt da dahinter? Hat das überhaupt etwas mit Einhausen zu tun? Aus unserer Sicht schon. Denn der Landeplatz würde seine Start- und Landerichtung genau über das Einhäuser Bruch haben. Die Jägerschaft war bereits aus dem Häuschen wegen der Störung der Landschaft. Die Gemeinde hat eine von mir vorbereitete Stellungnahme abgegeben.

Ich selbst habe eine solche aus Sicht des Vogelschutzbeauftragten erstellt und über die Staatliche Vogelschutzwarte eingespielt. Es half alles nichts, das RP hat eine Genehmigung erteilt. Aber: Die Einwendungen des Naturschutzes, der Jägerschaft und der Gemeinde wurden in einigen Zügen beachtet. Daraus wurden Vorgaben erarbeitet, die zum Beispiel maximal 300 Starts und Landungen im Jahr zulassen. Wichtiger noch: Die Start- und Landerichtung darf nicht über das Einhäuser Bruch oder das Vogelschutzgebiet im Bürstädter Wald führen. Und so gibt es noch zahlreiche weitere Vorgaben.



Aus meiner Sicht hat sich die Mühe bereits gelohnt. Vollkommen unterstützen kann ich aber die Haltung der Gemeinde, die gegen den Genehmigungsbescheid Klage erheben wird. Ich möchte mich bei Andreas Diehl bedanken, der mit seinem Wissen über das Bruch mit dazu beigetragen hat, den Vertretern der Naturschutzbehörde die Bedeutung dieses sensiblen Landschaftsbereiches näher zu bringen. Und ich bin angenehm überrascht, welchen Stellenwert Einhausen nach und nach bei den Naturschutzbehörden gewinnt. Immer mehr sind wir in deren Köpfen.

So auch, als es jüngst um die Suche nach Ausgleichsmaßnahmen für Großprojekte ging. Denn Sie sollten wissen, dass uns da einiges ins Haus steht. Habe ich 2003 nur von der ICE-Trasse gesprochen, so wissen wir heute, dass ab 2009 die B47 von Lorsch nach Worms vierspurig ausgebaut werden soll, 2007 die Brücke nach Schwanheim abgerissen und verbreitert aufgebaut wird, ab 2008 für drei Jahre die Unterführung nach Langwaden umgebaut wird und darauf folgend die Autobahn auf 6 Spuren erweitert wird. Zahlreiche Baumaßnahmen, die uns immer mehr eingrenzen. Das Schlimme daran, bislang wird daran gedacht, den Verkehr für die Bauzeit an den Brücken nach Schwanheim direkt durch Einhausen zu führen.

Da besteht unsererseits Handlungsbedarf, um solches zu vermeiden. Und nun ein paar Kurzmeldungen: Konrad Gärtner fütterte am 5.3.2006 in der Ortslage von Einhausen aufgefundene entkräftete Kiebitze. Entlang dem Jägersburger Wald vom Sportplatz des Turnvereins Richtung Osten wurden Heldbockeichen gefunden. Dies ist ein besonderes Ereignis und stellt die Eichen kraft Gesetzes unter Schutz. Gänsegeier verirrten sich nach Deutschland und sorgten für Presse. Die Art vermehrt sich in den Alpen zusehends und breitet sich nun auch aus. In der Gemarkung werden verstärkt Rebhühner gefunden. Noch um 1930 wurden jährlich etwa 1,2 Mio. geschossen, heute können wir von Glück reden, wenn wir eine kleine Kette entdecken.

Es fanden verschiedene Begehungen der Gemarkung statt. Mit dem Artenreichtum können wir zufrieden sein, lediglich in Stückzahlen gesehen, waren dieses Jahr wenig Vögel da. Genau am Wochenende der Vogelschau zogen tausende Kraniche über das Ried. Aufgrund der warmen Witterung blieben aber auch ca. 15.000 in Mecklenburg. Im Frühjahr schon war das Einhäuser Bruch mehrfach Rastplatz für diese großen Vögel.



Konrad Gärtner, Sebastian Schumacher, Bernd Reif und ich nehmen am Erfassungsprogramm ADEBAR teil, das drei Jahre dauert und einen Überblick über die Bestandssituation deutschlandweit geben soll. An der Wattenheimer Brücke wurde erstmals eine Brut der Steinkäuze entdeckt, die dort schon seit 2005 sein sollen. Auch brüteten dort nun schon im 2. Jahr Nilgänse. Am 8.5.2006 fand eine Maikäferbekämpfung statt. Das Forstamt hatte diese organisiert und erhofft sich in den folgenden Generationen einen starken Rückgang dieser aus Sicht des Forstes waldzerstörenden Insekten.

Im Odenwald gab es einen übereifrigen Jäger, der Fallen für Greifvögel aufstellte. Er wurde zur Anzeige gebracht. Die illegale Fallenstellung hat überhand genommen. Der NABU fordert auf, solche Vorkommnisse sofort zu melden. Aus der Mauerseglerkolonie im früheren Bahner-Anwesen blieben von ehemals 16 Paaren nur drei Paare in benachbarten Anwesen übrig. Das ist sehr schade, sind die Vögel doch sehr selten geworden und finden sie an modernen Gebäuden kaum noch Nistmöglichkeiten. Immer wieder sieht man im Einhäuser Bruch Vogelarten, die man dort nicht vermuten würde.

So zum Beispiel Uferschwalben, die über den Wiesen auf Nahrungssuche sind oder nach dem Bericht von Bernd Reif auch einmal zwei durchziehende Bienenfresser, die wohl aus einer Pfälzer Population stammten. Die Freilandhaltung von Großtieren wie Wisent und Urrind oder Pferden nimmt immer mehr an Bedeutung zu. In allen Medien liest man darüber, die Naturschutzverbände haben teilweise eigene Internetseiten eingerichtet. Alle Bundesländer unterstützen schon entsprechende Projekte. Bleibt zu hoffen, dass dies auch in Einhausen einmal Einzug hält.

Die Beweidung ist eine wichtige Möglichkeit der Naturschutzarbeit geworden. Sie sehen, insgesamt bin ich mit der Naturschutzarbeit im Jahr 2006 sehr zufrieden. So sollte es nun auch weiter gehen. Vielleicht noch ein paar wenige Sätze zu der Frage, warum wir uns so engagieren sollten. Die neue rote Liste für Hessen sieht folgende Arten in Hessen als erloschen an:

Rohrdommel, Nachtreiher, Purpurreiher, Schlangenadler, Kornweihe, Fischadler, Auerhuhn, Kleines Sumpfhuhn, Zwergsumpfhuhn, Triel, Kampfläufer, Waldwasserläufer, Flussseeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Zwergseeschwalbe, Sumpfohreule, Blauracke, Steinrötel, Halsbandschnäpper, Schwarzstirnwürger, Rotkopfwürger, Steinsperling und Ortolan. Darunter also auch Arten, die wir noch vor kurzem als Brutvögel kannten, wenn auch teilweise nur in weiterem Umkreis. Die Naturzerstörung ist noch nicht gestoppt. Wir alle sind gehalten, in diesem Sinne zu handeln. Das beginnt im eigenen Garten und endet irgendwo an Nord- oder Südpol.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


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