Chronik

Die Gründungsversammlung... fand am 10.01.1954 im Gasthaus „Zum Engel" nach einem entsprechenden Aufruf in der Presse (EINHÄUSER BOTE) an die Bürger von Einhausen durch die Herren Anton Diehl, Willi Eckert, Emil Fröhlich, Johann Glanzner, Heinz Glanzner und Dieter Fengel statt.

Auszug aus dem Gründungsprotokoll, Originaltext: Am 10. Januar 1954 um 15:00 Uhr fand im Gasthaus „Zum Engel" in Einhausen eine Versammlung der Vogelfreunde Einhausen statt. Anwesend waren 31 Personen. Als Versammlungsleiter wurde Jakob Glanzner, Rheinstraße 32, gewählt. Es wurde beschlossen, einen Verein zu gründen, der den Vogelschutz und die Vogelpflege zum Ziel hat.

Als Vorstand für die Dauer eines Jahres wurden folgende Herren gewählt:
1. Vorsitzender: Anton Diehl Bachgasse 3
2. Vorsitzender: Willi Eckert Mathildenstr. 67
Schriftführer und Kassenwart: Johann Glanzner Jakobstr. 11
Kassierer: Dieter Fengel Gartenstr. 3
Jugendleiter: Emil Fröhlich Mathildenstr. 28
Beisitzer: Johann Stumpf Kirchstr. 21 - Jakob Glanzner Rheinstr. 32 - Heinrich Dexler Josefstr. 14 - Daniel Schumacher Ernst Ludwig Str. 15 - Heinz Glanzner Mathildenstr. 12

Die erste große Aufgabe... im Gründungsjahr stellte sich der VLE mit der Planung eines Vogelschutzgebietes. Dem diesbezüglichen Antrag an das Forstamt Lorsch, ein entsprechendes Gebiet zur Verfügung zu stellen, wurde stattgegeben. Damit wurden die Weichen für die nächsten großen Aufgaben gestellt. Im „EINHÄUSER BOTE" stand folgender Bericht:

„AUFRUF AN DIE BEVÖLKERUNG VON EINHAUSEN: Mit Genehmigung des Forstamtes Lorsch hat der Vogelschutzverein Einhausen mit der Anlage eines Vogelschutzgebietes begonnen. Dieses neugeschaffene Schutzgebiet verläuft nördlich der Kaußeiche bis zum Waldrand. Es wird in Kürze mit Schildern gekennzeichnet und wird hiermit öffentlich zum Vogelschutzgebiet erklärt. Das Betreten dieses Gebietes ist nur den Forstschutzbeauftragten und Vereinsmitgliedern mit Ausweis gestattet. Das Sammeln von Holz, Abhacken oder Abreißen von Ästen und Hecken, das Sammeln von Himbeeren und Brombeeren ist untersagt.

"Freundliche Verbindungen bestanden von Anfang an mit den Lorscher Vogelfreunden. Sie halfen dem neuen Verein sozusagen über die Geburtswehen hinweg. So war es fast selbstverständlich, dass man eine gemeinsame vogelkundliche Frühwanderung am 1. Mai im Naturschutzgebiet Kühkopf unternahm, die in jeder Beziehung zu einem vollen Erfolg wurde. Kontakte zur Jugend zu pflegen und zu fördern, war schon damals oberstes Gebot.

Lehrer Knörr von der Volksschule Einhausen nahm ein Angebot dankend an, mit den Vorstandsmitgliedern Anton Diehl, Willi Eckert und Johann Glanzner den Naturkundeunterricht für die 6. Klasse einmal in den Wald zu verlegen, um interessante Dinge über unsere heimische Vogelwelt aus erster Hand zu erfahren. Auch mit weiteren Arbeitseinsätzen, wie z.B. dem Bau von 7 Futterhäusern und 50 Nistkästen, wollte man sich im Gründungsjahr nicht zufrieden geben.

Die Idee, eine große Vogelschau... zu veranstalten, wurde zuerst zaghaft, dann doch ernsthaft ins Auge gefasst und schließlich am 13. und 14. November 1954 auch realisiert. Der „EINHÄUSER BOTE" bestätigte den Erfolg und schrieb unter anderem: „Wer am Samstag oder Sonntag den Weg zum Lokal „Schumacher" fand, war zweifellos von der Schönheit und Reichhaltigkeit der Vogelausstellung angenehm überrascht. Der Vogelschutz- und -liebhaberverein Einhausen hat mit dieser Ausstellung, der ersten in Einhausen überhaupt, eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die ihm alle Ehre macht.

Wenn man bedenkt, dass der Verein noch nicht ein Jahr besteht und dass eine solche Schau allerhand Zeit, Mühe und Kosten verursacht, so kann man den Vogelfreunden um Anton Diehl und Willi Eckert nur gratulieren. Die erste Generalversammlung am 28. Januar 1955 verlief unter dem Eindruck des ersten, erfolgreichen Jahres sehr harmonisch und der geschäftsführende Vorstand unter Vorsitz von Anton Diehl wurde im Wesentlichen wiedergewählt. Der Mitgliederstand betrug 95 Mitglieder.

Das Jahr 1955 war geprägt von Diavorträgen und Filmen über Vogelzucht und Vogelschutz, Vogelwanderungen und Volierenbau für die nächste Vogelschau. Sogar ein Kappenabend wurde veranstaltet. Die Jugendgruppe unternahm Ausflüge mit ihrem Jugendleiter Anton Diehl II. Bei der Generalversammlung am 27. Januar 1956 im Vereinslokal „Schumacher" wurden zusätzlich ein Jugendwart und ein Vereinsdiener gewählt. Als Beisitzer wurde Bürgermeister Franz Hartnagel benannt, der sich in der Folgezeit sehr für den Verein einsetzte. Die Zahl der Mitglieder betrug inzwischen 119.

Bei der Vogelschau am 10. und 11. November 1956 waren erstmals Farbkanarien des Deutschen Farbkanarienverbandes zu sehen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das viel diskutierte Großereignis im kommenden Jahr.

Deutsche Meisterschaft... Der Vogelschutz- und liebhaberverein hatte es gewagt, sich für die Ausrichtung der DEUTSCHEN MEISTERSCHAFT DER FARBKANARIEN 1957 zu bewerben und den Zuschlag erhalten. Fast hätte man Angst vor der eigenen Courage bekommen. Aber gestützt und ermutigt durch die Gemeinde Einhausen, durch befreundete Vereine und nicht zuletzt durch die Presse, wagte man sich an die große Aufgabe heran. Der „EINHÄUSER BOTE" schrieb am 2. August 1956 unter anderem: ..hielt Herr Simsch aus Wächtersbach ein Referat über die Farbkanarienzucht und kam dann auf die in Einhausen im nächsten Jahr geplante Deutsche Meisterschaftsausstellung der Farbkanarien- und Mischlingszüchter zu sprechen.

Diese Ausstellung dürfte für Einhausen ein einmaliges Ereignis sein, denn von allen Teilen Deutschlands werden Kanarienvögel zur Ausstellung und Meisterschaft geschickt werden. Herr Simsch gab dann Hinweise über vorbeireitende Maßnahmen bezüglich des Ausstellungsraumes u.a.. Zum Schluß betonte der Redner, er habe im Vertrauen auf den großen Idealismus der Vogelfreunde von Einhausen sich bemüht, dass die Ausstellung in dem kleinen Dorf Einhausen stattfände, da es ja keinen Zweck habe, eine derartige Veranstaltung an größere Orte oder Städte zu vergeben, wo kein Sinn für Vogelschutz und Vogelliebhaberei vorhanden sei."

Das Jahr 1957 verlief erwartungsgemäß im Zeichen der Vorbereitungen auf das Großereignis. Wie auch noch so nichtig erscheinende Probleme gelöst wurden, zeigt folgender Auszug aus der Vorstandssitzung vom 1.12.1957: „Vogelfreund Ost stellt seinen Saalvorhang für die Eingangstür als Windschutz zur Verfügung. Bei der Deutschen Meisterschaft des DFB am 10. und 11. Dezember 1957 erzielten Vogelfreunde aus Einhausen hervorragende Ergebnisse. Die Deutsche Meisterschaft des Deutschen Farbkanarienbundes in Einhausen war ausgezeichnet gelungen und der Dank galt allen unermüdlichen Helfern zum Gelingen dieses einmaligen Großereignisses. Für die damalige Zeit ein unvergessliches Erlebnis.

Führungswechsel... war bei der Generalversammlung am 15. Januar 1960. Johann Hartnagel wurde für den aus Krankheitsgründen ausscheidenden Anton Diehl zum neuen Vorsitzenden gewählt. Die Verdienste des seitherigen Vorsitzenden wurden gebührend gewürdigt. Johann Hartnagel führte den Verein erfolgreich bis 1963. Aus gesundheitlichen Gründen stellte er sein Amt zur Verfügung. Seine bis dahin geleistete Arbeit wurde lobend erwähnt. Willi Eckert übernahm durch einstimmigen Beschluss den Vorsitz im VLE. Willi Eckert war auf Grund seiner Tätigkeit als Beringer der Vogelwarte Helgoland als Storchenvater bekannt geworden.

Ihm ist es letztlich zu verdanken, dass über die Situation der Störche im Kreis Bergstraße und darüber hinaus genaue Angaben bis heute vorliegen. Die Vereinsarbeit war trotz intensiver Bemühungen immer schwieriger geworden. Die Besorgnis über den Fortbestand des Vereins brachte Willi Eckert in seinen Tätigkeitsberichten in den Generalversammlungen am 28.01.1966 und am 17.03.1967 zum Ausdruck. Er versuchte vor allem, mit zahlreichen ausgezeichneten Filmvorträgen das Interesse an der Vereinsarbeit wieder zu wecken.

Die erste Vogelschau im Bürgerhaus seit 10 Jahren, am 26. und 27. November 1968, die von wenigen Mitgliedern aus eigener Tasche vorfinanziert wurde, war ein erster sichtbarer Erfolg. In der Generalversammlung am 23.01.1970 wurde beschlossen, den Verein als e.V. beim Amtsgericht Bensheim zu beantragen. Entscheidende Veränderungen bei den Neuwahlen in der Generalversammlung am 26.01.1973 prägten den Verein bis heute.

Aufschwung... Konrad Gärtner löste den bisherigen Vorsitzenden Willi Eckert ab, dessen Arbeit, besonders im aktiven Vogelschutz, als hervorragend gewürdigt wurde und den Beifall der Versammlung fand. Eine Gruppe von elf Vogelzüchtern schloss sich dem Deutschen Kanarienzüchter Bund an. Seitdem gibt es in den Generalversammlungen den Bericht des Spartenleiters der Vogelpfleger. Konrad Gärtner erwies sich als der richtige Mann an der richtigen Stelle. Es entstanden neue Natur- und Vogelschutzbetreuungsgebiete. Die Schwerpunkte wurden mit einem hervorragenden Team ausgebaut. Die Vereinsarbeit wurde durch ständigen Mitgliederzuwachs belohnt.

Die jährliche Vogelschau war wieder zur ständigen Einrichtung geworden und jeweils als Höhepunkt im Geschäftsjahr zu betrachten. Die Aktivitäten im Rahmen des Vogelschutzes verlagerten sich zum Teil in die Feldgemarkung, wo einige Vogelarten vom Aussterben bedroht waren. Dem Verein war es bewusst, dass Naturschutz und Vogelschutz als Netzwerk zusammengehören. Wir versuchten mit gezielten Maßnahmen gegenzusteuern.

Die ausgeräumten Gräben in der Feldgemarkung forderten uns heraus, hier einiges zu tun. Ein kleiner Teich mit Pappelbestand wurde rekultiviert, erweitert und nach Vorlagen der Unteren Naturschutzbehörde seiner Bestimmung übergeben. Am 24. März 1979 wurden in einer Großaktion im Mittelgraben in der Südgemarkung 400 standortverträgliche Hecken und Bäume angepflanzt. Eine gewaltige Leistung. 1980 trat der VLE dem Verband Deutscher Waldvogelpfleger und Vogelschützer Landesverband Hessen bei. 1980 wurden ebenfalls 200 Bäume und Hecken in der ehemaligen Sandgrube Nord angepflanzt.

1981 kamen weitere Pflanzaktionen mit 425 Hecken im Mittel- und Grenzgraben der Gemarkung Nord dazu. Natürlich kam auch der gesellschaftliche Teil unseres Vereines nicht zu kurz. Kappenabende und Ausflüge rundeten den Vereinsjahresablauf ab. 1985 bauten wir 22 neue große Futterhäuser, die im Wald, an den Friedhöfen und bei den Kindergärten aufgestellt wurden. 1986 und 1987 wurden 10 Vogel- und Wildtränken im Einhäuser und Jägersburger Wald betoniert. Durch den Umbau des Bürgerhauses 1987/88 bekam der Verein von der Gemeinde einen neuen Raum im Bürgerhaus zugewiesen, der entsprechend ausgebaut wurde. Der Raum wird als Lagermöglichkeit für unsere Vogelschauvoliere als Werkstattraum und für Versammlungen genutzt.

Kauf eines Ackers... 1989: Kauf eines Ackers „In der Brunnengewann" und „In den Bruchwiesen" und Umwandlung in eine extensive Wiese. Danach, 1990, wurde ein Feldgehölz mit 800 Hecken und Bäumen errichtet. Ebenfalls in 1990 pflanzte der Verein weitere 200 Hecken am Farrenwiesengraben, außerdem kamen noch 100 Nistkästen für den Waldbereich hinzu. Eine neue Wiese konnte erworben werden. 1991 pflanzten wir 120 Hecken ebenfalls am Farrenwiesengraben. 1992 wurden 2 Brunnen auf den Feldgehölzen installiert und eine Motorpumpe angeschafft.

1993 brachten wir selbst angefertigte Steinkauzröhren und Eulenkästen an. 1994 feierte der Verein sein 40- jähriges Vereinsjubiläum, eine weitere Wiese konnte angekauft werden. 1995: Pacht eines großen Ackers von der Gemeinde und Umwandlung in eine Streuobstwiese. 1996 wurden weitere 130 Nistkästen angeschafft, davon 30 Fledermauskästen, außerdem richtete der Verein die Jahreshauptversammlung des VDW Bundesverbandes im Bürgerhaus aus. 1998: Kauf einer weiteren Wiese. 1999: Verleihung des Naturschutzpreises durch den Kreis Bergstraße an den VIE und Beteiligung an der Agenda 21 sowie Kauf einer weiteren Wiese.

Vier neue Futtersilos wurden 1999 angefertigt und aufgestellt. In 2000 wurden an den beiden Feldgehölzen je ein Schaukasten aufgestellt mit Informationen für die Spaziergänger. 2001 wurden zwei große Beobachtungsfernrohre angeschafft um gezielt Vogelbeobachtungen durchzuführen. Die Vogelschauvolieren wurden 2001 gründlich im Rahmen einer aufwendigen Aktion renoviert und die Beleuchtung der Käfige umgebaut. Die Vereinssatzung wurde angepasst und 2002 von der Jahreshauptversammlung genehmigt. Durch Bezuschussung vom Kreis Bergstraße konnte ein weiterer Acker „Im Falkenflug" erworben und in eine extensive Wiese umgewandelt werden.

Ebenfalls 2002 richtete der VIE das sehr gut besuchte Fledermausfest für den NABU Bergstraße aus. 2003 begann mit der Erstellung eines Nistkastenlehrpfades in der Nähe der Grillhütte. Am 19. und 20. September richtete der Verein für den VDW Bundesverband das 50-jährige Verbandsjubiläum im Bürgerhaus aus. Ein weiterer Acker „In den Neuwiesen" konnte angekauft und umgewandelt werden.

Der Verein im Wandel der Zeit... Wie bei kaum einem anderen Verein haben sich die Aufgaben und Schwerpunkte im Vereinsgeschehen des VLE in den 60 Jahren seines Bestehens ständig verändert. Dazu waren Geschick und das nötige Fingerspitzengefühl notwendig, um die Anpassung an neue Schwerpunkte zu schaffen und um den Verein weiter nach vorne zu bringen. Die Motivation der Mitglieder ist gelungen. Dass wir in all den Jahren immer aktive Jugendgruppen hatten, unterstreicht, dass wir auch für die Zukunft gut gerüstet sind.

Der Wandel der Zeit mit sich drastisch verschlechternden und verändernden Bedingungen für die Natur haben unsere Aktivitäten in Sachen Vogel- u. Naturschutz bestimmt. Zu den ursprünglichen, in der Chronik zum 25-jährigen Jubiläum erwähnten Aufgaben kamen neue und interessante Maßnahmen zur Förderung des Naturschutzes hinzu. Das alles war nur machbar mit einem sehr gut funktionierenden Team, einem Verein, der in seiner Struktur intakt und aktiv ist. Bei all diesen Aktivitäten den Naturschutz wurden Vogelhaltung und -pflege nie ausser Acht gelassen. Bilden sie doch in unserem Verein die Voraussetzung für einen soliden Grundstock an Wissen über die Vogelwelt und deren Habitat.

Wir waren in den zurückliegenden 60 Jahren auch sehr erfolgreich in der Nachzucht und Pflege heimischer und fremdländischer Vogelarten. Wer eine Spezies kennt, kann sie auch erfolgreich schützen. Vieles hat sich in der Vogelhaltung verändert. Wichtig ist, und das gilt als Voraussetzung für eine Vogelpflege, aus welcher Region kommt der Vogel, wie ist seine Nahrung, habe ich die Literatur ausreichend studiert und im Verein Fachleute befragt. Die veränderten gesetzlichen Bestimmungen über die Haltung europäi­scher Vogelarten, Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung haben ebenso die Strukturen des Vereines beeinflusst.